• Perspektive Ems-Radweg/Uferpark

EmsAuenQuartier Greven

1. Preis im städtebaulich-freiraumplanerischen Einladungswettbewerb ‚EmsAuenQuartier Greven‘

Im Team mit: urbanegestalt

Visualisierung: Tim Büschel

Modellbau: Architekturmodellbau Kollektiv

Ausloberin: GMP Gruppe Nordhorn

Größe Plangebiet: ca. 6,9 ha

Bearbeitungszeitraum Wettbewerb: 02/2025-05/2025

Erläuterung

Leitideen

Das EmsAuenQuartier Greven ist geprägt von den folgenden städtebaulichen und freiraumplanerischen Leitideen:

Urbane Blöcke sorgen für ein kompaktes, lebendiges und nachhaltiges Quartier.

Der Uferpark Ems führt den vorhandenen Landschaftsraum fort und schafft einen großzügigen Freiraum für die Quartiersbewohner*innen.

Der zentrale Quartiersanger dient als gemeinsame Mitte und Vermittler zwischen Stadt und Landschaft.

Der Erhalt und die Fortentwicklung der östlichen Bestandssituation schaffen den identitätsstiftenden Bezug zur Textilhistorie.

Bebauungskonzept

Der urbane Block stellt eine für Greven noch neue Typologie dar, schafft jedoch ein eigenständiges Quartier mit urbanen Qualitäten und einer individuellen Identität. Gleichzeitig schafft die bauliche Kante mit überwiegend vier bis fünf Geschossen entlang des Münsterdamms eine weitgehende Abschirmung der anschließenden Wohnbebauung vor dem Verkehrslärm.

Der Erhalt prägender Bestandteile der Sheddachhalle und der gegenüberliegenden Einzelbauten im östlichen Bereich sowie deren Umbau und Umprogrammierung wahren die vorhandenen räumlichen Qualitäten und stiften historische Identität für das neue Quartier.

Der zentrale Quartiersanger (Christo-und-Jeanne-Claude-Platz), bestehend aus drei konisch geformten Platzräumen, prägt das neue Viertel. Er vermittelt zwischen dem Quartiersentrée als Übergang zur Stadt und Innenstadt sowie den Emsauen mit dem neuen Uferpark und dem Ems-Radweg.

Nutzungskonzept

Das neue Viertel ist geprägt von Geschosswohnungsbau in verschiedenen Typologien (gefördert/nicht gefördert, Mietwohnungsbau, Eigentum), darunter auch Sonderformen wie ein Generationenwohnen am Quartierseingang oder eine Baugruppe im nordwestlichen Bereich am Uferpark. Vereinzelt werden auch Zeilen aus Reihenhäusern im Eigentum in kompakter Bauweise angeboten. In besonderer Ausprägung erfolgt dies in Form von Townhouses in der ehemaligen Sheddachhalle. Hier wird ein Teil der Halle erhalten und die einzelnen Sheds werden zu Townhouses umgewandelt. Durch das Shed erhält der Wohnraum eine natürliche Belichtung. Durch versetzte Aufbauten – ebenfalls mit Sheddach – die aus der Halle „herauswachsen“ entsteht zusätzlicher Wohnraum. 

Weitere Nutzungen dienen zur Versorgung, Durchmischung und Belebung des Quartiers. Dazu gehört zum Beispiel eine viergruppige Kindertagesstäte im östlichen Bereich. Diese teilt sich ihren großzügigen Außenbereich mit dem Nachbarschaftsgarten des angrenzenden Quartierstreffs, in dem Nachbarschaftsfeste, Kursangebote oder ähnliches Platz finden können. Der Außenbereich kann somit tagsüber vollständig durch die Kita und abends oder am Wochenende durch den Quartierstreff genutzt werden.

Im Altbau am Münsterdamm werden Gästewohnungen untergebracht, die von den Bewohnern des Quartiers über ein Buchungssystem für Ihre Besucher reserviert werden.

Ebenfalls im östlichen Quartiersbereich im vorhandenen Backsteinbau mit der markanten runden Ecke sowie einem eingeschossigen Aufbau wird ein Co-Working-Space untergebracht. Er stellt den Bewohnerinnen und Bewohnern eine professionelle Büroumgebung zur Verfügung und ermöglicht so die Arbeit im nahen Wohnumfeld.   

Belebt werden Quartier und Platzräume auch durch einen Bäcker und ein Café mit Außengastronomie. Insbesondere letzteres hat durch die Sichtbeziehung zu Uferpark und Ems-Radweg auch das Potenzial externe Besucher anzuziehen.

Die Energiezentrale im südöstlichen Bereich in der Nähe der Emsaue versorgt sowohl das Quartier als auch benachbarte Nutzungen, wie das Freibad mit Wärme.

Freiraumkonzept

Parallel zur Ems entwickelt sich der neue Uferpark, der unterhalb des Deichs neue Aufenthaltsräume bietet. Als Grüner Rücken des Quartiers dient er als Erholungs- und Aktivitätsraum mit Spiel- und Sportangeboten. Der Emsauenpark knüpft an der historischen Parkanlage, die mit alten Bäumen bestanden ist, an und bildet hier den Auftakt. Die historischen Gehölze bleiben erhalten und werden in den neuen Grünzug integriert. Von hier aus zieht sich ein zum Emsdeich-Radweg paralleler Fuß- und Radweg in den Norden und knüpft an das Niveau des Emsdeichs an. Wie ein Fluss mäandriert der Park entlang des Quartiers, öffnet und verengt sich. Grün-blaue Gassen dringen vom Park aus tief in das Quartier hinein, sodass alle Wohnhöfe einen direkten Bezug zum Park haben. Drei Treppenaufgänge bieten direkte Anknüpfungen an den Emsdeich-Radweg. Aussichtspunkte mit Sitzsteinen markieren die neuen Abgänge am Deich. 

Blau-grüne Sickergassen ziehen sich durch das Quartier. Die mit Bäumen überstandenen Mulden speichern Regenwasser und ermöglichen eine langsame Versickerung. Die Erschließungsräume des Quartiers werden mit Gehölzen begleitet. Entlang des Münsterdamms bildet eine Baumreihe einen Puffer zur Bundesstraße.
Der Quartiersanger, der Christo-und-Jeanne-Claude-Platz, bildet die urbane Mitte des Quartiers. Café und Bäcker bieten Aufenthalt, die zentrale Bushaltestelle ermöglicht Anbindung an die Innenstadt. Eine Info-Stele vermittelt den historischen Bezug zur Firma Setex sowie zu den Künstler*innen Christo und Jeanne-Claude. Der Anger ist mit Beeten und großen Bäumen überstanden und knüpft direkt an den Uferpark an. Der Platz vermittelt in die angrenzenden Gassen und endet in der Verlängerung in einer Sitztreppe am Deich im Uferpark.

Die Gemeinschaftshöfe laden zu einem nachbarschaftlichen Miteinander ein. Terrassen und Gärten stehen offen zum gemeinschaftlich genutzten Bereich mit Kleinkinderspielangebot und Sitzmöglichkeiten. Große Bäume bieten Schatten.

Mobilitätskonzept

Die Haupterschließung des neuen Quartiers erfolgt über die bestehende ampelgesteuerte Hauptzufahrt Münsterdamm/Münsterstraße. Zusätzlich gibt es einen weiteren untergeordneten Anschluss im Bereich der bisherigen östlichen Werkszufahrt. Perspektivisch ist eine weitere Ausfahrt im Einrichtungsverkehr mit ausschließlichem Rechtsabbieger vom Wendehammer am westlichen Ende des Plangebiets denkbar, um die übrigen Knotenpunkte zu entlasten.

Die Fahrbahnbreite beträgt grundsätzlich 6 m, wobei diese teilweise durch öffentliche Parkplätze auf 4 m verengt wird, um so eine wirksame Temporeduzierung zu erreichen. Durch den Anschluss der blockweisen Tiefgaragen an die Haupterschließung, kann der Autoverkehr auf die verkehrstechnisch erforderlichen Bereiche reduziert werden. Reihenhäuser verfügen teilweise über oberirdische Stellplätze, die anteilig den Grundstücken zugeordnet werden und so eine separate Vermarktung im Eigentum erlauben.

In den Tiefgaragen werden zudem ausreichend Fahrradstellplätze angeboten. Im öffentlichen Raum stehen Fahrradstellplätze zur Verfügung.

Am nördlichen Quartierseingang ist eine Mobilitätsstation mit Car- und Bikesharing (z.B. auch Lastenradverleih) sowie einer Paketstation vorgesehen. Weitere Stellplätze für Car- und Bikesharing sind innerhalb des Quartiers denkbar – für Bikesharing z.B. am Ems-Radweg.

Um das neue Stück Stadt mit seinen Bewohner*innen angemessen an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) anzuschließen, ist am zentralen Platz des Quartiersangers eine neue Bushaltestelle vorgesehen. Die Linien zwischen Greven Zentrum und Münster bzw. Gimbte, die bisher an der Münsterstraße halten, können zukünftig am zentralen Anschluss in das Quartier ein- und am östlichen Anschluss ausfahren bzw. umgekehrt.    

Neben dem bereits vorhandenen und durch zusätzliche Anschlüsse in Wert gesetzten Ems-Radweg entsteht mit der Fortführung des Brüggenmerschs eine geschützte Fuß- und Radwegeverbindung parallel zum Münsterdamm, welche am Quartierseingang in den gemeinsamen Fuß- und Radweg übergeht.

Umweltkonzept

Mit dem EmsAuenQuartier soll ein weitgehend nachhaltiges Wohnquartier entstehen. Die bereits beschrieben Begrünung mitsamt Sickermulden und Dachbegrünung trägt zu einem angenehmen Mikroklima bei und leistet einen Beitrag zur Reduktion des Regenwasserabflusses sowie zur Förderung der Biodiversität. Oberhalb der Dachbegrünung ermöglichen Photovoltaikmodule eine weitgehend autarke Energieversorgung der neuen Gebäude.  

Eine gute Anbindung an den ÖPNV, alternative Sharing-Angebote, E-Lade-Vorrichtungen sowie die Fahrradfreundlichkeit des Quartiers sorgen für eine nachhaltige Mobilität. Zudem leisten nachhaltige Baustoffe (Holz, Recycling-Baustoffe) sowie die kompakte/geschlossene Bauweise mit einem geringen Wärmeverlust und einem hohen Maß an Energieeffizienz (KfW-Effizienzhaus) ihren Beitrag zum Klimaschutz.

Realisierungsphasen

Phase 1

Abriss der bestehenden Produktionshallen bzw. Umbau im östlichen Bereich der Backstein-/Sheddachhalle; Ausbildung der beiden Anschlüsse an den Münsterdamm mit der dazwischen liegenden Erschließung; Errichtung der beiden ersten, baulich vielfältigen Blöcke; Kita und Gemeinschaftseinrichtungen bieten bereits soziale Infrastruktur für die Bewohner.

Phase 2

Errichtung der drei zentrale Blöcke; Ausbildung des Quartiersangers bis zum Uferpark; Ausgestaltung des Uferparks.

Phase 3

Nördlich anschließende Bebauung entlang der parallel zum Münsterdamm verlaufenden Webereistraße; vorläufiger Wendehammer als Baustraße.

Phase 4

Nordwestlicher Quartiersabschluss mit Bebauung und finalem Ausbau der Erschließung.