Neue Mitte Hoppegarten

2. Preis beim städtebaulich-freiräumlichen Wettbewerb für einen Bildungs-, Kultur- und Sportstandort um den S-Bahnhof Hoppegarten (bei Berlin)

Im Team mit: BRUNCKEN FRETT ARCHITEKTEN BDA und gruppe F – Freiraum für alle

Visualiserung: Pawel Pietkun

Auslober: Rennbahngemeinde Hoppegarten

Bearbeitungszeitraum: 04/2023 – 06/2023

Erläuterung

Mit dem Konzept NEUE MITTE HOPPEGARTEN wird das Zentrum der Gemeinde Hoppegarten städtebaulich qualifiziert. Die räumlichen Leitideen sind dabei …

… die Definition von Stadt- und Freiraum

Durch den Anschluss an die angrenzenden Siedlungs- und Freiräume sowie durch den beabsichtigten Erhalt der vorhandene dicht bewachsenen Baumstrukturen ergibt sich ein GRÜNER BOGEN.

… die Aktivierung von Plätzen

Nördlich und südlich des Bahnhofs werde zwei zentrale Platzflächen mit unterschiedlichem Nutzungsschwerpunkten ausgebildet, die miteinander in Verbindung stehen: Der Bahnhofsplatz am historischen Kaiserbahnhof und das Campus-Forum als Fläche für Veranstaltungen.  

… Vernetzung von Wegen

Die vorhandenen Wege werden miteinander verknüpft und bilden so einen Knotenpunkt am Bahnhof Hoppegarten. Durch die Verlängerung des Radwegs auf der ehemaligen Kleinbahntrasse und die Schaffung einer neuen Fuß- und Fahrradbrücke wird das Radwegenetz deutlich verbessert.

Städtebauliches Entwicklungskonzept

Das nachhaltige Entwicklungskonzept für den Bildungs-, Kultur- und Sportstandort um den S-Bahnhof Hoppegarten fußt auf einem pragmatischen Blick auf den Ort und seine Strukturen. Es wird ein nachhaltiges und resilientes Zukunftskonzept vorgeschlagen, das mit seiner Modularität und dem Bezug auf bestehende Rahmenbedingungen eine unabhängige und zügige Umsetzung ermöglicht. Das Konzept gliedert sich in die folgenden Module:

Modul 1 – Schul- und Sportcampus mit Sport- und Jugendpark:
Die zentralen Bausteine Schule mit Sporthalle, Schwimmhalle und Jugendzentrum sowie den dazugehörigen Außenflächen bilden den Schul- und Sportcampus rund um das Campus-Forum als multifunktionaler Veranstaltungsfläche. Mit dem Sport- und Jugendpark werden darüber hinaus auch im angrenzenden Freiraum thematisch passende Angebote geschaffen.

Modul 2 – Mobilitätsschiene:
Die stärkere Konzentration und die Erweiterung von Mobilitätsangeboten rund um den Bahnhof Hoppegarten macht diesen zu einem starken regionalen Mobilitäts-Hub. Dadurch wird der Umstieg von MIV auf ÖPNV gefördert und somit ein Beitrag zur Verkehrswende geleistet.

Modul 3 – Arrondierung Wohnen:
Zusätzliche Wohnbauflächen schaffen ein Angebot für junge Familien mit sozialer Mischung, beispielsweise durch neues genossenschaftliches Bauen, Baugruppen oder ähnliches. 

Modul 4 – Historische Mitte: 
Im Herzen Hoppegartens entsteht ein Ensemble aus den historischen Identifikationsorten Kaiserbahnhof und Auktionshaus sowie der dazwischenliegenden Platz- und Parkfläche. Der Bahnhof und das Auktionshaus werden dabei neuen Nutzungen zugeführt. Der Bahnhofsplatz und der angrenzende Stadtpark Hoppegarten gewinnen durch die Verlegung des Busbahnhofs und die Sperrung der Bahnhofstraße für den Autoverkehr deutlich an Aufenthaltsqualität.

Modul 5 – Gleispark mit Fuß- und Fahrradbrücke:
Mit dem Gleispark entsteht ein wilder Freiraum aus Pioniergehölzen und Gleisstrukturen, der an die industrielle Vergangenheit des Gebiets erinnert. Eine prägnante Fuß- und Fahrradbrücke schafft eine attraktive und sichere Wegeverbindung über die Bahn und stellt zugleich eine neue Landmarke dar.

Nutzungs- und Bebauungskonzept Vertiefungsbereiche

Schule

Das Schulgebäude der Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe weist zwei Baukörper mit jeweils drei Geschossen auf. Das Gebäude bildet die südöstliche Platzkante des Campus-Forums und öffnet sich zu den Sportaußenanlagen und dem Schulhof nach Südosten.   

Der Hauptzugang der Schule erfolgt über die Platzseite am Campus-Forum. Die Schüler betreten das Gebäude in ein großzügiges Foyer mit Aula, welche als zentraler Treffpunkt im Haus Raum für den Austausch unter den Schülern und Lehrenden bietet. Für eine gute Orientierung im Gebäude erfolgt die Erschließung jeweils zwischen zwei mittig liegenden Atrien. Großzügige Lern- und Spielinseln laden zum Verweilen am Atrium ein. Sie gliedern und strukturieren den Baukörper und vermitteln zudem eine hohe Aufenthaltsqualität.

In Kombination mit den Treppenhäusern bieten die Treppen in den umlaufenden Laubengängen die Möglichkeit einer einfachen Entfluchtung. Eine zügige Erreichbarkeit des Pausenhofs nach Unterrichtsschluss ist gegeben. 

Im Erdgeschoss differenziert sich das Gebäude durch eine Aula, Bibliothek, Mensa und die Verwaltung. In den Obergeschossen schließen sich die jeweiligen Lerncluster der einzelnen Jahrgangsstufen an. Durch die Cluster wird das gemeinsame Schulleben gefördert. Es entstehen kleine überschaubare Einheiten, die flexibel den speziellen Anforderungen entsprechend genutzt werden können und den Austausch untereinander fördern. Der Schulhof und die Außensportflächen, in Kombination mit einem grünen Klassenzimmer und einem Pflanzgarten, runden die Außenanlagen der Schule ab.

Sporthalle 

Die Vier-Feld-Sporthalle bildet an der nordöstlichen Kopfseite des Platzes eine eigene Nutzungseinheit. Sie dient in erster Linie als Schulsporthalle und wird für die Schüler direkt über eine Brücke aus dem 1. Obergeschoss der Schule erschlossen. Das Gebäude ist so aufgebaut, dass es nach Schulschluss und am Wochenende als sogenannte Multifunktionshalle für Vereinssport und kulturelle bzw. gemeindliche Veranstaltungen zur Verfügung steht und durch einen separaten Eingang betreten werden kann. Neben einer Tribünenanlage stehen weitere Räume wie z.B. ein Yoga- und Gymnastikraum zur Verfügung. 

Schwimmhalle 

Gegenüber der Schule im Nordwesten befindet sich das Schwimmbad, welches sich auf der einen Seite großzügig in Richtung Grünstruktur und auf der anderen Seite in Richtung Platz öffnet. Ein Café, das sowohl vom Schwimmbad als auch vom Platz aus zugänglich ist, lädt zum Verweilen ein. Im Obergeschoss stehen Bereiche für den Vereinssport sowie für Physiotherapie zur Verfügung. 

Jugendzentrum  

Im Südwesten des Platzes – integriert in den Sport- und Jugendpark – liegt das Jugendzentrum. Es ist eng angebunden an den örtlichen Nahverkehr und dient als Rückzugsort, der den Jugendlichen die Möglichkeit zur gemeinschaftlichen Entfaltung ihrer Freizeitaktivitäten gibt. 

Historische Mitte

Das Gebäude des historischen Kaiserbahnhofs wird – neben dem Erhalt der vorhandenen – Touristeninformation – durch einen Co-Working-Space mit angeschlossenem Café umgenutzt und so einer allgemeinen Bevölkerung zugänglich gemacht. Bürger- und Bürgerinnen finden hier eine attraktive Alternative zum Home Office. Die Außengastronomie belebt den – unter Wahrung des Denkmalschutzes – umgestalteten Bahnhofsplatz, der durch die Verlegung des Bushofes deutlich an Aufenthaltsqualität gewinnt. Mit der Sperrung der Bahnhofstraße für den Autoverkehr entsteht darüber hinaus eine attraktive Fußwegeverbindung zwischen Bahnhofsplatz und Stadtpark Hoppegarten. Letzterer kann durch die Umnutzung des historischen Auktionshauses in einen Biergarten eine deutliche Belebung erfahren, nicht nur an Pferderenntagen.  

Freiraumkonzept

Die Freiräume werden flächeneffizient konzipiert. So werden nördlich der Bahntrasse große baumbestandene Bereiche in ihrem Charakter erhalten und können ggf. als Reserveflächen für künftige Vorhaben dienen.  

Von Süden kommend wird die Bahnhofstraße auf Höhe des Auktionshauses zum Parkweg ohne Autoverkehr. Das Gebäude wird zur Gastronomie mit Biergarten weitergenutzt. Der Weg mündet auf dem verkleinerten Platz vor dem ehemaligen Kaiserbahnhof. Hier können kleine Veranstaltungen stattfinden, der Außenbereich kann auch niederschwellig gastronomisch mitgenutzt werden. Über die Fußgänger-Überführung am Bahnhof erreicht man das Campus-Areal. In direkter Verlängerung öffnet sich das Campus-Forum, an dem alle Funktionen angeordnet werden: Die Jugendeinrichtung, die Schwimmhalle und die Schule mit Sporthalle. Baumreihen und grüne Inseln gliedern den Platz, geben Schatten, lassen aber ausreichend Raum für Veranstaltungen zu unterschiedlichen Anlässen, wie Schulfeste, Flohmärkte oder Konzerte. Nach Norden wird der Platz für Fußgänger und Radfahrer an die Virchowstraße angebunden.  

Die Schulfreiflächen orientieren sich nach Südosten und beinhalten neben den Spiel-, Bewegungs- und Sportflächen auch Angebote für Lernen und Gärtnern im Grünen.  

Die Freiflächen der Jugendeinrichtung werden in die baumbestandenen Außenräume integriert.  

Mobilitätskonzept

Die Verkehre werden – stärker als bisher – um den Bahnhof konzentriert und das Mobilitätsangebot wird deutlich erweitert. Der Bushof wird auf die Nordseite des Bahnhofs verlegt und vergrößert. Durch die Ausbildung einer prägnanten Dachstruktur kann hier eine attraktive Landmarke mit guter Orientierung geschaffen werden.

Die bisher weit ausufernden Park+Ride-Stellplätze werden nördlich und südlich des Bahnhofs in zwei Parkhäusern gebündelt. Darüber hinaus wird die Zahl der Stellplätze deutlich erhöht, um so einer erhöhten Nachfrage gerecht zu werden.

Die vorhandenen Bike+Ride-Stellplätze bleiben erhalten und werden durch zusätzliche Stellplätze in der Erdgeschossebene des nördlichen Parkhauses ergänzt. Hier soll auch eine Mobilitätsstation eingerichtet werden, die zusätzliche Angebote, wie Car-Sharing, Bike-Sharing, Ladestationen, Lastenradverleih und eine Packstation, beinhalten kann.

Vor dem Bahnhof bleibt eine Kiss+Ride- und Taxi-Vorfahrt mit ein paar Kurzzeitstellplätzen und behindertengerechten Stellplätzen erhalten.

Nachhaltigkeit / Klimaschutz

Für die Neubauten wird auf langlebige und ortstypische Materialien gesetzt. Auf dem Weg zur Klimaneutralität kommt jedoch auch dem Holzbau eine besondere Rolle zu. So könnte z.B. die Schule in einer Holzmodulbauweise errichtet werden.

Die Dachflächen werden extensiv begrünt, wodurch der Niederschlagwasserabfluss reduziert, ein positiver mikroklimatischer Effekt geleistet und die Biodiversität gestärkt werden. Photovoltaikanlagen über der Dachbegrünung sorgen für eine nachhaltige Energieversorgung.

Das anfallende Regenwasser, welches nicht durch die Dachbegrünung zurückgehalten wird, kann Versickerungsmulden in den benachbarten Grünflächen zugeführt werden. Darüber hinaus ist auch eine Sammlung in Zisternen und Nutzung zur Bewässerung bzw. für Toilettenspülungen denkbar. Der Erhalt grauer Energie aus Gründen des Klimaschutzes betrifft nicht allein den Gebäudesektor, sondern auch lediglich versiegelte und unterbaute Flächen. Vor diesem Hintergrund, wurde entschieden, vorhandene Verkehrsflächen, wie die Straße Am Kleinbahnhof oder Teile vorhandener Bus- und Parkzufahrten in das Konzept zu integrieren.