Rheinviertel Neuwied

Rheinviertel Neuwied

Teilnahme am zweiphasigen städtebaulich-freiraumplanerischen Werkstattverfahren ‚Entwicklung südöstliche Innenstadt Neuwied‘ mit drei teilnehmenden Teams

Teampartner: Johannes Buchhammer Architektur und gruppe F – Freiraum für alle

Ausloberin: GSG – Gemeindliche Siedlungs-Gesellschaft Neuwied mbH

Bearbeitungszeitraum: 7/2022 – 11/2022

Erläuterung

Mit dem städtebaulichen Konzept RHEINVIERTEL Neuwied werden folgende Leitideen verfolgt:

• Ergänzung und Reparatur
• Instandsetzung, Nachverdichtung und Schaffung einer klaren Orientierung
• Ausbildung einer neuen Quartiersmitte
• Sprung zum Rhein
• Verbesserte Anbindung an die Innenstadt
• Aufwertung und Ordnung der vernachlässigten Nutzungen an der Hochstraße

Nutzungsverteilung / Hochbauliches Entwicklungskonzept

Als neue Mitte und „Wohnzimmer“ für die Bewohner*innen des RHEINVIERTELS wird ein zentraler Quartiersplatz ausgebildet. Gemeinschaftliche Nutzungen sorgen hier für eine Belebung und schaffen zusätzliche Angebote, wie einen Quartierstreff, einen Nachbarschaftsladen und einen Bäcker bzw. ein Café. In den Obergeschossen am Quartiersplatz können besondere Wohnformen (z.B. betreutes Wohnen, Mehrgenerationenwohnen) eingerichtet werden.
Weitere besondere Wohntypologien sind Reihenhäuser in Erbpacht an der Balduinstraße sowie eine Baugruppe als Ergänzung des Mixes im nördlichen Block zwischen Kappelstraße und Rudolf-Troost-Straße.
Grundsätzlich orientiert sich das hochbauliche Entwicklungskonzept an der Analyse des Gebäudebestands der GSG. Für die Bestandsgebäude wird eine vielfältige Strategie verfolgt: Sanierung und Modernisierung (Ausstattung mit Balkonen, teilweise barrierefreie Erschließung durch Aufzugstürme im Innenhof) für die Bestandsgebäude im Bereich Kappelstraße/Rheintalweg und an der Balduinstraße, Dachaufstockungen für die Gebäude an der Kappelstraße und für das südliche Gebäude am Quartiersplatz sowie Abriss und Neubau mit zeitgemäßen Wohnungsgrundrissen für alle übrigen Gebäude.
Zwischen Rheintalweg und der Hochstraße der Raiffeisenbrücke wird eine Quartiersspange ausgebildet, in der die vorhandenen Nutzungen ausgebaut und ergänzt werden sollen (soweit mit dem Bauschutzbereich der Bundesstraße vereinbar): Ein Neubau soll der vorhandenen Moschee mehr Sichtbarkeit verleihen und die Identität der Gemeinde stärken. Die Ausbildung eines Kinder- und Jugendzentrums soll ein zusätzliches Angebot für das Rheinviertel und die angrenzenden Quartiere schaffen. Das Parkdeck sorgt zusätzlich zu den geplanten Tiefgaragen für eine effiziente Unterbringung der privaten Bewohnerstellplätze.

Freiraumkonzept

Zentraler Bestandteil des Freiraumkonzept ist der Quartiersplatz als Treff- und Aufenthaltspunkt der Nachbarschaft mit einer langen Tafel und einem Fontänenfeld. Weitere Kernidee ist der „Sprung an den Rhein“, der durch eine großzügige Freitreppe mit Sitzstufen in Verlängerung des Quartiersentrées Balduinstraße geschaffen wird.
Darüber hinaus werden auch innerhalb des Quartiers zusätzliche Wegeverbindungen geschaffen um eine bessere interne und externe Vernetzung zu erreichen. Dabei soll – entgegen der Bestandssituation – eine klare Ausformulierung öffentlicher und halb-öffentlicher Freiflächen stattfinden. Die halb-öffentlichen Innenhofbereiche erhalten dabei eine Aufwertung und thematische Gestaltung. Dazu gehört auch die Erweiterung der „Bunten Beete“ im Hofbereich an der Germaniastraße. Vorhandene Rasenflächen werden gestalterisch und ökologisch qualifiziert (z.B. durch die Pflanzung von Wildblumenwiesen). In nicht unterbauten Innenhofbereichen werden zudem Versickerungsmulden eingebunden.
Im Zusammenhang mit dem geplanten Kinder- und Jugendzentrum wird eine multifunktionale Freianlage entwickelt. Des Weiteren sollen die Unterführungen an der Rheinstraße und am Rheintalweg durch Licht und/oder Farbe aufgewertet werden, um so eine attraktivere Anbindung an die Innenstadt zu erreichen.

Mobilitätskonzept

Herz des RHEINVIERTELS ist der autofreie Quartiersplatz als Aufenthaltsort für die Bewohner*innen. Auch das Quartier selbst soll innerhalb des Straßengevierts Kappelstraße / Rheinstraße / Germaniastraße / Rheintalweg weitgehend autofrei ausgebildet werden. Hierfür wird der ruhende Verkehr von Neu- und Bestandsbauten in drei dezentralen Tiefgaragen sowie in einer Quartiersgarage untergebracht, deren Zufahrten am Rheintalweg, an der Rheinstraße sowie an der Germaniastraße liegen. Eigene Treppenzugänge sorgen für eine externe Erschließung der Tiefgaragen.
Des Weiteren wird die Fahrbahnbreite der Rudolf-Troost-Straße reduziert und die Straße in eine Fahrradstraße mit Pkw im Einrichtungsverkehr geändert. Eine weitere Fahrradstraße (ebenfalls mit Pkw im Einrichtungsverkehr) entsteht zwischen Germaniastraße und Balduinstraße zur Erschließung des südlichen Quartiers.
Im öffentlichen Straßenraum werden Park- bzw. Haltemöglichkeiten für Besucher*innen, mobilitätseingeschränkte Personen, Pflegedienste und Anlieferung geschaffen.
Eine Mobilstation in der Quartiersgarage sorgt für weitere Angebote, wie Carsharing, Lastenradverleih oder eine Paketstation.
In den Eingangsbereichen der Wohngebäude werden gut erreichbare Fahrradabstellflächen untergebracht.

Nachhaltigkeit / Klimaschutz

Mit dem RHEINVIERTEL entsteht ein nachhaltiges und klimaschonendes Quartier. Hierfür werden die folgenden Maßnahmen verfolgt:
• Auswahl langlebiger oder nachwachsender Baumaterialien (eine Holzbauweise ist denkbar),
• Fassadenbegrünung an Bestandsgebäuden,
• Baumpflanzungen zur Verbesserung des Mikroklimas,
• Wiederverwendung brauchbarer Bauteile der abzureißenden Bestandsgebäude im Neubau,
• Ausstattung mit Photovoltaik und Solarthermie,
• Regenwassernutzung zur Gartenbewässerung sowie
• Ausbildung von Mulden zum Rückhalt im Starkregenereignis.

Schallschutzkonzept

Als Lärmschutz für den Großteil des Quartiers werden die nahezu geschlossenen Blockstrukturen zur Raiffeisenbrücke beibehalten oder sogar aufgestockt bzw. ergänzt. Im Rahmen der Modernisierung der Bestandsgebäude wird dem Schallschutz durch den Einbau moderner Fenster, Lüftungen sowie durch eventuelle Grundrissänderungen Rechnung getragen. In den Neubauten entlang des Rheintalwegs sollen grundsätzlich „Schallschutzgrundrisse“ vorgesehen werden, bei denen die Schlafräume und Balkone zum Innenhof ausgerichtet sind.