Leverkusen Eingang Innenstadt West

Teilnahme am städtebaulich-freiraumplanerischen Werkstattverfahren ‚Eingang Innenstadt West in Leverkusen-Wiesdorf‘ mit drei teilnehmenden Teams

Im Team mit: gruppe F – Freiraum für alle, JOHANNES BUCHHAMMER ARCHITEKTUR und Tanja Hütter, Architektin

Visualisierungen: Tim Büschel

Auftraggeberin: Stadt Leverkusen, vertreten durch den Fachbereich Stadtplanung

Bearbeitungszeitraum: 05/2024 – 09/2024

Erläuterung

Aufgabe des Werkstattverfahrens war es, den mit dem Wandel in der Innenstadt allgemein einhergehenden Problemlagen, wie einer sinkenden Passantenfrequenz,
fehlenden Aufenthaltsqualitäten und Leerständen durch den Rückzug des Einzelhandels, aber auch der spezielle Problematik am Eingang Innenstadt West durch den Rückgang der Kirchenbesuche entgegenzuwirken. Dies soll sowohl einen städtebaulichen als auch einen sozialen Mehrwert für die Stadtgesellschaft von Leverkusen-Wiesdorf schaffen.

Aufgabe war es, „eine Vision und eine Gesamtstrategie für den Bereich ‚Stadteingang West‘ und die Kirche zu entwickeln, die eine zukunftsfähige Nutzungsstruktur und das räumliche Zusammenwirken von Kirche Herz Jesu, den umliegenden Gebäudestrukturen und dem öffentlichen Stadtraum beschreibt“. Im Fokus standen dabei die drei Disziplinen Freiraumplanung, Stadtplanung und Architektur.

Leitideen

Das Konzept zum STADTEINGANG WEST verfolgt folgende Leitziele:

  • Stärkung der Kirche als Zentrum des Gemeinwohls
    Die Kirchennutzung verkleinern wir. In den übrigen Bereich der Kirche, des Pfarrheims sowie in einem Neubau auf dem ehemaligen Marktplatz entsteht ein zusammenhängender Campus der Volkshochschule. Im Zusammenhang mit Umbau und Umnutzung des Kaufhof-Gebäudes durch den Campus Handwerk + Industrie, ein Bürgerzentrum sowie das Tanz- und Kulturhaus entsteht ein zusammenhängendes Zentrum des Gemeinwohls, der Bildung und der Kultur.
  • Anpassung der Freiräume an geänderte Bedürfnisse
    Durch den Rückbau der Pavillons entsteht auf der Nordseite des Pfarrheims ein lebendiger Stadtplatz. Er bietet Raum für Marktnutzung, Veranstaltungen und Außengastronomie. Den für seine heutige Nutzung zu groß dimensionierten ehemaligen Marktplatz verkleinern wir. Den ruhenden Verkehr verlagern wir in die Tiefgarage der Luminaden.
  • Verbesserte Anbindung der Innenstadt an Alt-Wiesdorf und Rhein  
    Die Fußgängerzone wird als Shared Space in Richtung Alt-Wiesdorf erweitert. Die Abbiegebeziehung Hauptstraße – Nobelstraße wird für den Autoverkehr unterbrochen und ausschließlich für Busse und Taxis erhalten.

Bebauungskonzept

Der Kirchenraum wird auf den nördlichen Teil des Kirchenschiffes mit dem bisherigen Eingang und Kirchenturm reduziert. Den Kirchenraum drehen wir dabei um 90 Grad in Richtung Osten.

Die vorhandenen Kirchenpavillons werden rückgebaut, wodurch ein großzügiger Stadtplatz entsteht, der als Auftakt zur Fußgängerzone einen Aufenthaltsort schafft und mehr Raum für Markt- und Veranstaltungsnutzungen bietet. Das Zusammenspiel aus den Fassaden von Kirche und Pfarrheim mit den gegenüberliegenden Gründerzeitfassaden und dem umgebauten Kaufhof-Gebäude schaffen einen attraktiven Platz, der durch den vorhandenen großen Baum und die zu erhaltenen Grabsteine seine Identität als ehemaliger Kirchhof bewahrt.

Im südlichen Teil des Kirchenschiffes, im ehemaligen Pfarrheim sowie im Neubau auf dem ehemaligen Marktplatz entsteht der neue zentrale Standort der Volkshochschule (VHS). Der bisherige Eingang des Pfarrheims an der Südfassade wird dabei zum Haupteingang der VHS. Über das Foyer mit der markant geschwungenen Treppe erreicht man Fachräume (u.a. ein Raum für Bewegung und Musik im ehemaligen Veranstaltungsraum) und Verwaltung. Ein Café mit Außenbestuhlung sorgt für eine Belebung des neuen Marktplatzes. Ebenfalls angebunden ist der Südteil des Kirchengebäudes mit dem dortigen Chor. Hier entsteht ein großzügiger Versammlungsraum für öffentliche Veranstaltungen. In den Obergeschossen des Neubaus befinden sich weitere Unterrichtsräume. Im Erdgeschoss wird das Jugendzentrum der Kirche untergebracht, welches die Außenflächen des neuen Quartiersplatzes bespielt. Für eine weitere Bespielung sorgt zudem eine kleine Gastronomie im südwestlichen Teil des Kubus.

Das Kaufhof-Gebäude steht mittelfristig vor allem im Erdgeschoss weiter für eine Einzelhandelsnutzung zur Verfügung. Als mögliche Nachnutzung der derzeitigen Modekette, ist hier Nahversorgung denkbar, wie eine Drogerie oder ein Discounter. Die Obergeschosse bieten aufgrund der geringer werdenden Nachfrage nach Einzelhandelsflächen Raum für Event-, Freizeit- und Kulturnutzungen, wie ein Fitness Center und das im Rahmen des Zwischenkolloquiums angesprochene Tanz- und Kulturhaus. Im Zusammenspiel hiermit könnte durch Gastronomie im 1. Obergeschoss auch eine Belebung des südlichen Stadtbalkons zum Wiesdorfer Platz erfolgen.

Langfristig schlagen wir einen vollständigen Umbau der Luminaden in ein gemischtes Innenstadtquartier vor. Dabei wird ein Großteil der Bestandsbebauung, insbesondere im Bereich des Kaufhof-Gebäudes, der Wohntürme und der Tiefgarage erhalten und durch Umbau integriert. Neben Wohnnutzungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten (z.B. betreutes Wohnen, Generationenwohnen) wird das mit der umgenutzten Kirche und dem Neubau für die VHS initiierte Zentrum des Gemeinwohls mit dem Umbau des Kaufhof-Gebäudes nach Norden fortgesetzt. Hier soll im südlichen Teil ein Bildungs-Campus für Handwerk + Industrie entstehen, der gemeinsam von IHK, Handwerkskammer und Leverkusener Chemiekonzernen, wie Bayer, betrieben werden könnte. Berufliche Weiterbildung, Kongresse und Fortbildungen können hier stattfinden. Im benachbarten Boardinghouse können Tagungsgäste untergebracht werden. Der nördlichen Teil des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes kann als langfristiger Standort des Tanz- und Kulturhauses dienen und so ein kulturelles und soziales Angebot für Bewohner*innen aller Generationen bieten. Im Erdgeschoss soll ein Bürgerzentrum mit Kundenservice-Angeboten der Stadtverwaltung angeboten werden (z.B. Beantragung von Personalausweis/Pass, KFZ-Anmeldung).   

Freiraumkonzept

Als Erweiterung der Fußgängerzone entsteht in der Hauptstraße, in der Breidenbachstraße und in der Nobelstraße ein Shared Space, in dem die Fußgänger:innen den Vorrang haben. Ergänzende Baumpflanzungen in großzügigen Baumscheiben erhöhen den Grünanteil, bieten Schatten und schaffen Raum für die Versickerung von vor Ort anfallendem Regenwasser.

Durch den Rückbau der Kirchenpavillons entsteht ein großzügiger Stadtplatz für vielfältige Nutzungen, z. B. für eine erweiterte Marktnutzung, für Veranstaltungen, als Fläche für Außengastronomie sowie für Aufenthalt. Den Eingangsbereich in Richtung Breidenbachstraße betonen und stärken wir durch den vergrößerten Stadtplatz.

Ein Wasserspiel sorgt für Belebung, für Kühlung und ist ein Spielangebot für Kinder. Auf einer vergrößerten Grünfläche im Schatten des großen Baums entsteht ein Angebot zum Verweilen. Das nördliche Vorfeld des neuen VHS-Komplexes aktivieren wir mit einer in das Gebäude integrierten gastronomischen Nutzung.

Die Flächen südlich des ehemaligen Pfarrheims entsiegeln wir großflächig und bespielen diese mit verschiedenen Nutzungen. Die Platzfläche steigt künftig von Südwesten kommend in Richtung Nord-Osten leicht an. So können bei der Treppe am südlichen Eingang der VHS einige Stufen entfallen. Nach Osten hin läuft die Treppe als Schleppstufen aus und schafft barrierefreie Zugänge.

Auf die Bedürfnisse der VHS, des Jugendtreffs, der direkten Anwohner:innen und die des neuen Gastronomie-Standorts im südlichen Platzbereich wird bei der Gestaltung eingegangen.

Zwischen der VHS im ehemaligen Pfarrheim und der VHS im Neubau im Süden schaffen wir eine Fläche für das gewünschte Urban Gardening. Sie erzeugt Frequenz auf dem Platz, ist ein Aushängeschild sowie Lehr- und Anschauungsobjekt für die Volkshochschule. Ein Weg kreuzt den Garten und verbindet die Standorte der VHS direkt miteinander.

Außengastronomie aktiviert das Umfeld des Neubaus zur Dönhoffstraße. Der Bereich östlich der geplanten Jugendeinrichtung erhält Angebote für junge Menschen, wie Calisthenics, Tischtennis oder eine große Picknick-Tisch-Bank-Kombination. Östlich angrenzend ist eine Wiesenfläche, mit Bäumen nach Süden und Osten vorgesehen. Zur Platzmitte ist sie nutzungsoffen, kann als Liegewiese, als Treffpunkt und für Spiel dienen. Die Grünfläche beinhalten auch Flächen zur Versickerung von Regenwasser.

Die Doppelplatzanlage und die daran angrenzenden Straßenräume sowie die Nobelstraße werden im Belag hochwertig und einheitlich gestaltet. Lediglich erforderliche Stellplätze für PKW erhalten Markierungen.

Mobilitätskonzept

Der Fußgängerbereich am Wiesdorfer Platz wird in Form eines Shared Space bis zur Schulstraße nach Westen und bis zur Wöhlerstraße nach Norden erweitert. Dies wird auch durch die Unterbrechung der bisherigen Autoverbindung Hauptstraße – Nobelstraße gestärkt. Hier verkehren im Einrichtungsverkehr weiterhin lediglich die vorhandene Buslinie sowie Taxis. Auch Anlieferung kann hierüber erfolgen.

Die bisherigen Parkplätze in der Nobelstraße sowie auf dem ehemaligen Marktplatz werden zugunsten der Schaffung von attraktiven Fußgänger- und Aufenthaltsbereichen in die Tiefgarage der Luminaden verlagert, welche ausreichende Kapazitäten aufweist. Die zur Quartiersgarage umfunktionierte Tiefgarage bietet unter anderem Bewohner-, Behinderten- und Carsharing-Stellplätze an.  

Die Verkehrsberuhigung stärkt die Fahrradverbindungen Breidenbachstraße – Nobelstraße sowie in Richtung Rhein. Gleichzeitig appellieren wir jedoch durch eine einheitliche Pflasterung an die Rücksichtnahme der Fahrradfahrenden gegenüber den Fußgänger*innen.